Frauen haben immer die Kontrolle darüber, ob sie schwanger werden wollen oder nicht
Falsch.
Die Fruchtbarkeit unterliegt nicht immer der Kontrolle.
Die Vorstellung, dass die Fruchtbarkeit etwas ist, das alle Frauen kontrollieren können setzt voraus:
Verhütung ist immer zu 100% verfügbar und einfach in der Anwendung.
Frauen sind immer in der Lage, dem Sex zuzustimmen.
Studien haben gezeigt, dass zwischen der Hälfte und zwei Drittel aller Frauen, die eine Abtreibung hatten, in der Zeit wo sie ungewollt schwanger wurden, Verhütungsmittel verwendeten.
Kein Verhütungsmittel garantiert 100%ig jederzeit effektiv zu sein. Sex und Verhütung sind Bereiche, in denen die Menschen und ihre Beziehungen unvorhersehbar und unorganisiert sein können.
Die Lebensumstände von Frauen und ihre Gesundheit – unregelmäßige Perioden, Menopause, Drogen, Krankheiten, Stress – können auch Auswirkungen auf die Fertilität und die Verwendung von Verhütungsmitteln haben.
Darüber hinaus ist Sex nicht immer freiwillig. Dies kann für Frauen, die in oder außerhalb einer Beziehung sind, zutreffen.
Quelle: www.thewomens.org.au
Weitere Quellen: Population Reference Bureau, Unmet Need for Contraception: Fact Sheet
# 2
Frauen haben lieber einen Abbruch als Verhütung anzuwenden
Falsch.
Einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen anstatt zu verhüten ist ganz sicher nicht das, was Frauen bevorzugen.
Aus logischer Sicht ist diese Idee gar nicht sinnvoll, da sie davon ausgeht, dass eine Abtreibung leichter zugänglich ist als Verhütung.
In einigen Ländern wird der Zugang zu einer sicheren Abtreibung immer schwieriger und erfordert eine Menge Geld. Die durchschnittlichen Kosten eines Abbruches betragen € 500,- bis € 1.000,- in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten.
Und darin sind noch keine Reisekosten, Extrazahlungen bzw. mögliche Hotel-Aufenthaltskosten (da in vielen Staaten verbindliche Wartezeiten vorgeschrieben sind) mit einberechnet und auch nicht die Kosten für eventuelle Ausfallzeiten von der Arbeit enthalten, um die Anforderungen der Wartezeit zu erfüllen.
Eine Studie des Guttmacher Institutes ergab, dass 31% der Frauen, die in ländlichen Gebieten leben, mehr als 160 Kilometer reisen um einen Abbruch zu bekommen, und 74% reisen mehr als 80 Kilometer.
Quelle: Guttmacher Institut Many Women Find It Difficult to Pay for an Abortion Procedure everydayfeminism.com
Weitere Quellen: Government of South Australia, Myths and facts about abortion
Nur egoistische und verantwortungslose Frauen entscheiden sich für einen Abbruch
Falsch: Die meisten Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen sind nicht in der besten Position eine (erneute) Elternschaft zu übernehmen. Ein Schwangerschaftsabbruch ist eine verantwortungsvolle Entscheidung, die vielen Frauen nicht leicht fällt. Die Gründe sind meist wohl überlegt und je mehr der nachfolgend aufgezählten Lebensereignisse zutreffen, desto wahrscheinlichicher ist es, dass eine ungewollte Schwangerschaft abgebrochen wird:
keine auf ein Kind bezogene Zukunftsvorstellungen
abgeschlossene Familienplanung
keine feste Partnerschaft oder kurze Dauer der Partnerschaft
Manche Menschen schreiben der Entscheidung zu einem Abbruch Egoismus zu, weil von Frauen gerne erwartet wird, dass sie ihre Bedürfnisse an letzter Stelle setzen (im Vergleich zu anderen Menschen) und immer die Rolle der Sorgetragenden für andere übernehmen.
Die Entscheidung, ob, wann und wieviele Kinder eine Frau bekommt, ist eine zutiefst persönliche und jede Frau hat das Recht, dies für sich zu entscheiden.
Quelle: everydayfeminism.com
# 4
Frauen haben kein Recht über ein anderes Leben zu entscheiden
Falsch.
Unsere Gesellschaft hat kein Recht darauf den Schutz des Embryos über das Leben einer Frau zu stellen. Wenn es ungewollt schwangeren Frauen verboten ist, über ihren Körper zu entscheiden, dann werden sie zu Bürgerinnen zweiter Klasse. Wenn der Schwangerschaftsabbruch verboten ist, werden persönliche Rechte wie das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper gestellt und die Gesundheit dem Schutz eines Embryos untergeordnet. Die zwangsläufige Folge einer solchen Haltung sind Katastrophen, wie wir sie in Irland, Polen, Nicaragua, Brasilien oder Afrika sehen: 47.000 Frauen sterben jedes Jahr an den Folgen eines illegalen Abbruchs und über 8 Millionen Frauen werden in ihrer Verzweiflung gefährlich verletzt.
Der 22. Januar 1973 ist ein Tag, der in den Augen vieler Feministinnen einen großen Schritt nach vorn für die Rechte der Frauen markiert. An diesem Tag hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten seine Entscheidung im Fall Roe v. Wade bekanntgegeben – ein Urteil, das einen Präzedenzfall für alle Abtreibungsfälle, gesetzt hat. Zum ersten Mal hat das Gericht anerkannt, dass das Grundrecht auf Schutz der Privatsphäre „breit genug ist, um die Entscheidung einer Frau, ob sie ihre Schwangerschaft beenden möchte oder nicht, umfasst“ (Roe v. Wade, 1973). Die Gesellschaft hat nicht das Recht zu kontrollieren, was mit dem Körper einer Person passiert.
Vor der Legalisierung hatten Frauen zwei Möglichkeiten: eine unsichere, illegale Abtreibung, die ihren Körper in Gefahr bringen würde oder die Schwangerschaft fortzusetzen, auch in Situationen, die nachteilig, sowohl für sie selbst als auch den ungeborenen Fötus waren.
Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK)
Art. 2: „Das Recht jedes Menschen auf das Leben wird gesetzlich geschützt.“
Die Europäische Kommission für Menschenrechte hat festgehalten, dass der Ausdruck „jeder Mensch“ den Fötus nicht einschliesst. Im gleichen Sinn haben die Verfassungsgerichte in Frankreich, Österreich und Holland entschieden. Am 8. Juli 2004 hat es der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte abgelehnt, dem Fötus den Status einer „Person“ zuzuschreiben. Es gebe zu dieser Frage keinen Konsens. Von welchem Zeitpunkt an das Recht auf Leben (Artikel 2 der Menschenrechtskonvention) zu garantieren sei, liege im Ermessen der einzelnen Staaten. (VO vs. France, Requête no 53924/00)
Eine religiöse Frau wird sich niemals für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden
Falsch. Frauen aller Religionen haben auch ungewollte Schwangerschaften und entscheiden sich für einen Abbruch. Gelegentlich gibt es ein Risiko für die psychische Gesundheit religiöser Frauen, da sie sich moralisch besonders unter Druck gesetzt fühlen und nicht wirklich frei entscheiden können. Das Fehlen sozialer Akzeptanz und die Geheimhaltung eines Schwangerschaftsabbruchs können sich ungünstig auf die psychische Befindlichkeit der Frauen nach einem Abbruch auswirken.
Es gibt eine Reihe von religiösen Organisationen, die das Recht der Frau, sich frei zwischen der Fortsetzug der Schwangerschaft, Adoption oder Abtreibung zu entscheiden, unterstützen.
Für weitere Informationen und Referenzen zu Abtreibung und religiösen Perspektiven siehe auch:
Nur spezielle Typen von Frauen haben ungewollte Schwangerschaften und Abbrüche
Falsch:
Alle Arten von Frauen, von verschiedener und unterschiedlicher Herkunft, haben Erfahrungen mit ungewollter Schwangerschaft. Es sind nicht nur Jugendliche.
• Etwa 90% der Frauen, die PAS (Schwangerschafsberatung) an der Frauenklinik im Zeitraum von 12 Monaten mit einer ungeplanten Schwangerschaft kontaktiert haben, waren 18 bis 40 + Jahre. Nur 7,1% der Frauen waren unter 18,7 Es sind Frauen aus der ganzen Welt
• Im Jahr 2006, sprachen Frauen, die PAS mit einer ungeplanten Schwangerschaft kontaktiert haben 39 verschiedene Sprachen und wurden in 106 unterschiedlichen Ländern geboren. Es sind sowohl Frauen, die bereits Mütter sind und solche die keine Kinder haben
• In einem Zeitraum von einem Jahr, haben etwa 50% der Frauen, die PAS mit einer ungeplanten Schwangerschaft kontaktiert haben, bereits Kinder. Es sind nicht nur „reiche“ Frauen oder „arme“ Frauen, die Abtreibungen vornehmen – es sind sowohl als auch.
• 51% der Frauen die im Zeitraum von 12 Monaten in Kontakt mit PAS waren, sind Inhaber einer Gesundheitskarte.
Quelle: www.thewomens.org.au
Frauen, die abtreiben schätzen den Wert des Mutter-seins nicht
Falsch:
Abtreibung und Mutterschaft stehen nicht im Gegensatz zueinander.
Viele Frauen, die sich zum Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft entschieden haben, sind bereits Mütter. Oft ist ihre Entscheidung durch den Wunsch, das Beste für ihr Kind bzw. ihre Kinder tun zu wollen, beeinflusst.
Sie verstehen die Verantwortung der Elternschaft und was es bedeuten würde, ein weiteres Kind zu haben ohne ausreichende persönliche Ressourcen. Damit sind sie in der besten Position, eine Entscheidung zu treffen, ob sie eine neue Schwangerschaft fortsetzen.
In der gesellschaftlichen Bewertung gibt es manchmal eine Spaltung zwischen den „guten“ Frauen, die Mütter werden und den „schlechten“ Frauen, die aufgrund einer Vielzahl persönlicher Gründe, dies nicht möchten.
Diese Zuordnung ist beleidigend. Die Entscheidungen der Männer ob oder ob sie keine Kinder haben, werden selten in gleicher Weise beurteilt. Viele Frauen, die Mütter werden wollen oder es bereits sind, können auch die Erfahrung einer unwollten Schwangerschaft und eines Schwangerschaftsabbruchs in ihrem Leben machen. Tatsächlich zeigen Statistiken, dass mindestens die Hälfte der Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, bereits Kinder haben.
Quelle: www.thewomens.org.au
Minderjährige brauchen zum Abbruch die Zustimmung eines Elternteils
Falsch:
In Österreich, lt. Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch (ABGB) von 2013: “§ 173. (1) Einwilligungen in medizinische Behandlungen kann das einsichts- und urteilsfähige Kind nur selbst erteilen; im Zweifel wird das Vorliegen dieser Einsichts- und Urteilsfähigkeit bei mündigen Minderjährigen vermutet. Mangelt es an der notwendigen Einsichts- und Urteilsfähigkeit, so ist die Zustimmung der Person erforderlich, die mit Pflege und Erziehung betraut ist.“
Mündige Minderjährige sind laut Gesetz 14-18-Jährige.
Jugendliche, die das 14. Lebenjahr noch nicht beendet haben benötigen die Einwillingung eines Erziehungsberechtigten.
Das bedeutet: Junge Frauen ab 14 müssen über einen Schwangerschaftsabbruch in Österreich selbst entscheiden und da gilt selbstverständlich der PatientInnenschutz wie bei Erwachsenen, d.h. minderjährige Frauen benötigen keine Unterschrift von einem Erziehungsberechtigten.
Es gibt Frauen, die schon 6-7 mal abgetrieben haben
Ein Schwangerschaftsabbruch wird in Österreich nicht von der Krankenkasse bezahlt – es gibt daher keine österreichweite Gesamtstatistik. Ergo ist es nicht möglich festzustellen, wie viele Frauen in einem Jahr einen Abbruch durchführen ließen und schon gar nicht wie oft.
Die Statistiken von Kliniken, in denen Abbrüche durchgeführt werden, zeigen dass die überwiegende Mehrheit der Frauen zuvor noch keinen Schwangerschaftsabbruch hatte. Mehrfachabbrüche sind selten und haben meist etwas mit dem fehlenden Zugang zu wirksamer Verhütung zu tun.
Falsch:
Späte Abtreibungen werden nur in medizinisch unbedingt notwendigen Fällen durchgeführt, also nur bei einem sehr hohen Gesundheitsrisiko für die Frau oder den Fötus.
Nehmen wir an, eine gesunde Frau mit einem gesunden Fötus würde im 8. oder 9. Monat die Schwangerschaft beenden wollen. Die Methode der Absaugung könnte nicht mehr angewandt werden. Nach einem Fetozid müsste mit Medikamenten eine Geburt eingeleitet werden. Bei einer Geburt hilft das Kind mit, der tote Fötus allerdings nicht. Dies würde ein erhöhtes Risiko der Frau und größere Schmerzen bei der Totgeburt bedeuten. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich eine Frau einer solchen Prozedur – sollte es eine andere Möglichkeit geben – unterzieht.
Klar ist, dass ein später Schwangerschaftsabbruch nur in Fällen durchgeführt wird, in denen das Leben der Frau in Gefahr ist oder eine schwere Fehlbildung des Fötus diagnostiziert wurde.
Frauen, die kurz vor der Geburt sehr ambivalent gegenüber der Schwangerschaft sind, können in vielen Ländern anonym entbinden und das Baby zur Adoption freigeben.
Quelle: sisterresist.wordpress.com
Nur Frauen haben Abtreibungen (nein, auch Trans*Männer!)
Fakt ist:
Die Abtreibungs-Rhetorik ist stark geschlechtsspezifisch. Selten aber immerhin wird anerkannt, dass Patientinnen nicht ausschließlich cisgender „Frauen“ sind. Es gibt transidente Menschen, die sich in ihrem Geburtsgeschlecht „weiblich“ nicht wohl oder verstanden fühlen und als Trans*Männer leben. Trans*Männer können einen Zugang zum Schwangerschaftsabbruch benötigen.
Der Dialog über den Schwangerschaftsabbruch ist so geschlechtsspezifisch, dass er diese Zielgruppe vollständig unsichtbar macht.