Falsch.
Dies ist eine sehr häufig gestellte Frage der Frauen, die zum Abbruch kommen, weil immer noch der Mythos besteht, eine Frau könne nach einem Abbruch nicht mehr schwanger werden. Faktum ist, dass keine negativen Auswirkungen auf eine spätere Fruchtbarkeit bekannt sind. Vielmehr kann die Frau gleich nach dem Abbruch wieder schwanger werden.
Eine vorliegende Schwangerschaft belegt die Fruchtbarkeit. Ein komplikationsloser Abbruch hat keine negativen Auswirkungen auf die kommende Fruchtbarkeit. Ein nächster Eisprung findet etwa 2 Wochen nach einem Abbruch statt. Dabei kann die Frau sofort wieder schwanger werden, falls sie keine sichere Verhütung anwendet. Mit der Anwendung einer sicheren hormonellen Verhütungsmethode (Pille, Stäbchen, Ring, Pflaster, Drei-Monatsspritze) sollte gleich am Tag des Abbruchs bzw. am darauffolgenden Morgen begonnen werden.
The Baby Center India, Does a past abortion or termination affect my chances of getting pregnant?
New England Journal of Medicine, Medical Abortion and the Risk of Subsequent Adverse Pregnancy Outcomes (Virk et al, 2007)
Eine Abtreibung verursacht Brustkrebs
Falsch.
Die American Cancer Society (ACS) bestätigt 2013, dass Brustkrebs eine häufige Krebsform unter Frauen ist, die wissenschaftliche Datenlage jedoch nicht belegt, dass ein Schwangerschaftsabbruch das Risiko erhöht an Brustkrebs oder an einer anderen Krebsform zu erkranken.
Ein Schwangerschaftsabbruch ist tatsächlich weniger gesundheitsschädlich als eine Geburt. Die von Abtreibungsgegnern behaupteten Folgen wie Brustkrebs oder erhöhte Unfruchtbarkeit konnten in seriösen wissenschaftlichen Studien nicht bestätigt werden.
Mehrere große Studien haben die Vermutung widerlegt, dass Schwangerschaftsabbrüche Brustkrebs fördern, darunter die E3N-Studie von 2003, die auf den Daten von 100.000 Frauen zwischen 40 und 65 beruht.
Siehe auch : MYTHS ABOUT ABORTION AND BREAST CANCER, von Planned Parenthood Federation of America, 2003, download [pdf]
Quellen:
American College of Obstetrics & Gynecology, ACOG Committee Opinion: Induced Abortion and Breast Cancer Risk (2009)
Dr. David A. Grimes, Abortion and Breast Cancer: How Abortion Foes Got It Wrong (2015)
RH Reality Check, How Deeply Flawed Studies on Abortion and Breast Cancer Become Anti-choice Fodder, by Joyce Arthur (2014)
The Guardian, A scientist weighs up the five main anti-abortion arguments, by David Robert Grimes (2015)
Frauen sind nach einem Abbruch traumatisiert und leiden an PAS (Post Abortion Syndrom)
Falsch.
Die meisten Frauen sind „traurig und befreit zugleich“ und können gut mit ihrer Entscheidung leben.
Weltweit sind mehr als ein Drittel aller Schwangerschaften ungewollt – etwas mehr als die Hälfte der ungewollt schwangeren Frauen entscheidet sich für einen Abbruch (1,2). Eine ungewollte Schwangerschaft ist ein bedeutsames Ereignis im Leben einer Frau – jedoch im Bereich der historischen und statistischen „Normalität“ aufgrund der Tatsache, dass Frauen während der etwa 350 Zyklen ihrer fruchtbaren Lebensjahre mehrmals (ungewollt) schwanger werden können (3). Die meisten Frauen besprechen sich in dieser Situation mit nahestehenden Menschen, wie in anderen bedeutenden Lebenssituationen auch und treffen rasch eine Entscheidung. Nur etwa eine von zehn Frauen braucht professionelle Beratung(4).
Der Wertkonflikt (lat. confligere „zusammentreffen“) in dem sich Frauen befinden, die zum Abbruch entschieden sind, ist vorwiegend ein interpersonaler Konflikt zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und den gesellschaftlichen Interessen. Wertschätzung erfahren diejenigen, die sich für die Mutterschaft entscheiden und Ablehnung diejenigen, die einen Abbruch durchführen lassen. Viele Frauen erleben im Zusammenhang mit ihrer ungewollten Schwangerschaft auch Informationskonflikte (falsche oder ungenügende Informationen zum Abbruch) oder Machtkonflikte (gesetzlich verordnete Pflichtberatungen und Wartefristen), die sie als nicht hilfreich in der Bewältigung der aktuellen Situation erleben.
Wichtig: gute Information und eine selbstbestimmte Entscheidung
Auf der persönlichen Ebene ist der eigentliche intrapersonale Konflikt – „das Unvereinbare“ – die Tatsache, dass die betroffene Frau derzeit kein Kind haben möchte und gleichzeitig schwanger ist. Das konflikthafte Aufeinandertreffen dieser beiden Fakten liegt zeitlich vor der Entscheidung für oder gegen die ungewollte Schwangerschaft. Der Schwangerschaftsabbruch kann die Lösung dieses Konfliktes sein. Für viele Frauen bedeutet ein Abbruch, dass sie ihr bisheriges Leben fortsetzen und ihrer Verantwortung sich selbst, ihren Familien und der Gesellschaft gegenüber weiter gerecht werden können(5).
Ungewollte Schwangerschaften entstehen häufig aufgrund von Verhütungsfehlern. Manchmal spielen dabei ungenügendes Wissen über die Fruchtbarkeit und ein erschwerter Zugang zur Notfallverhütung, zum Beispiel die Rezeptpflicht für die „Pille danach“ eine wesentliche Rolle. Auch eine als konflikthaft erlebte Sexualität beeinträchtigt die Anwendung einer wirksamen Kontrazeption, denn Selbstbestimmung und Kontrolle der Fruchtbarkeit impliziert für Frauen ein aktives Engagement und die grundsätzliche Zustimmung zur eigenen sexuellen Lust. Eine (ungewollte) Schwangerschaft kann auch die Sehnsucht nach Sinngebung oder Orientierung im Leben ausdrücken, der unbewusste Versuch sein eine Beziehung zu retten oder das Bedürfnis nach Ablösung von der Herkunftsfamilie symbolisieren(6).
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Frauen zum Abbruch entscheiden ist umso höher, je mehr Gründe zutreffen: keine auf ein Kind bezogene Zukunftsvorstellungen, abgeschlossene Familienplanung, keine feste Partnerschaft oder kurze Dauer der Partnerschaft, in Ausbildung, Berufstätigkeit, hohe Berufszufriedenheit, schlechte Wohnverhältnisse, geringes Einkommen, körperliche und/oder psychische Erkrankung(7). Die Gefühle nach einem Abbruch schwanken zwischen Schuldgefühlen und Traurigkeit über den Verzicht auf eine Lebensmöglichkeit und Erleichterung. Für viele Frauen wird die Zeit bis zum Termin des Abbruchs wesentlich belastender erlebt, als der Eingriff selbst oder die Zeit danach. Sehr wenige Frauen haben nach einem Schwangerschaftsabbruch anhaltende psychische Probleme, sofern sie vorher gut informiert wurden, die Entscheidung selbstbestimmt getroffen haben, eine wohlwollende, soziale Akzeptanz ihrer Entscheidung in ihrem persönlichen Umfeld vorhanden ist und in einer angenehmen Atmosphäre optimal medizinisch und menschlich betreut wurden.
Internationale Studienlage verneint nachhaltiges Risiko für die psychische Gesundheit von Frauen
Warum gibt es so viele Mythen über nachhaltige psychische Folgen? Ein Schwangerschaftsabbruch ist ein Tabu und betroffene Frauen sprechen meist nur mit wenigen vertrauten Personen darüber. Diese „Kultur der Geheimhaltung“ hängt auch mit der Tabuisierung weiblicher Sexualität zusammen, denn ein Abbruch verdeutlicht, dass Frauen Sex ohne aktuellen Kinderwunsch haben. Die Mehrheit der Frauen, die mit ihrer Entscheidung gut lebt, äußert dies nicht in der Öffentlichkeit und das gibt Raum für vereinzelte dramatische Fallgeschichten und Propaganda religiöser FanatikerInnen. Ein „Post Abortion Syndrom“ wurde von „Anti-Choice“- AnhängerInnen mit der Absicht konstruiert, dass das psychische Gesundheitsargument Frauen noch stärker verunsichert als das moralische Argument. Es existiert in keinem Diagnosemanual und wirkt dennoch in vielen Köpfen, obwohl die internationale Studienlage bestens belegt, dass es kein nachhaltiges Risiko für die psychische Gesundheit von Frauen in Folge eines freiwilligen Abbruchs einer Schwangerschaft im ersten Trimenon gibt(8,9,10)
43,8 Millionen Frauen lassen jährlich eine ungewollte Schwangerschaft abbrechen(11). Ein Schwangerschaftsabbruch ist weltweit der häufigste gynäkologische Eingriff. Unter legalen Bedingungen durchgeführt ist ein Abbruch weder für persönlich Betroffene noch für Durchführende „außerhalb der normalen menschlichen Erfahrungen mit außergewöhnlicher, katastrophenartiger Bedrohung“, wie Ereignisse, die Belastungsstörungen auslösen, definiert sind(12).
Wie geht es Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch tatsächlich? Im Wesentlichen hat das vorbestehende psychische Befinden den größten Einfluss darauf wie sich Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch fühlen(8,9,10). Und als Gesellschaft können wir viel dafür tun, dass es Frauen damit gut geht: die Akzeptanz der Selbstbestimmung ist wesentlich, eine kostengünstige, wohnortnahe medizinische Versorgung in einer angenehmen Atmosphäre stärkt und unterstützt. Die meisten Frauen sind unmittelbar nach dem Eingriff „traurig und befreit zugleich“(13) und können gut mit ihrer Entscheidung leben.
Besondere Aufmerksamkeit brauchen Frauen mit psychischen Vorerkrankungen, Frauen mit starken Ambivalenzen bei der Entscheidung, Frauen die eine ursprünglich gewünschte Schwangerschaft abbrechen und Frauen die mit niemandem über ihre Entscheidung sprechen konnten. „Was mir auf dem Herzen liegt und was ich sehr schlimm finde ist, dass soviel Irrtümer über psychische Folgen verbreitet sind. Dass nicht gefragt wird, haben mögliche Folgen wirklich etwas mit dem Abbruch zu tun, oder nicht viel mehr mit der Situation in der die Frau lebt…“ Christiane, 26 Jahre(13).
Schwangerschaftsabbruch:
Entscheidungssicherheit und emotionale Reaktionen
Eine neue, prospektive Langzeitstudie zeigt: 95 Prozent der Frauen sind auch drei Jahre nach einem Abbruch sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Immer noch wird in der öffentlichen Diskussion behauptet, dass ein Schwangerschaftsabbruch für Frauen ein psychisches Risiko darstelle und Betroffene den Abbruch später bereuen würden. Diese als „Post-Abortion-Syndrom“ bezeichneten Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs werden angeführt, obwohl es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür gibt.
Die Ergebnisse dieser großen Studie widerlegen Behauptungen, dass der Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft zu späteren psychischen Beeinträchtigungen führt. Sie zeigen auch wie wesentlich soziale Akzeptanz für das emotionale Wohlbefinden der Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch ist.
Lesen Sie hier die Rezension zur Studie, von Maga Petra Schweiger, Klinische Psychologin u. Gesundheitspsychologin: Rezension Studie.doc
Quellen:
(1) Abortion Worldwide: A Decade of Uneven Progress, Guttmacher Institute, 2009
(2) Österreichischer Verhütungsreport 2012, Integral Marktforschung und Gynmed Ambulatorium Wien-Salzburg; www.verhuetungsreport.at
(3) C. Hühn, Feministisches Frauengesundheitszentrum Frankfurt, 1995
(4) Schwangerschaftsabbruch: Brauchen Frauen Beratung? Freiburg, 1995
(5) Lunneborg, P.: Jetzt kein Kind. Warum Abtreibung eine positive Entscheidung sein kann. Beltz, 2002
(6) Pasini, W.: Psychosomatik in Sexualität und Gynäkologie, Hippokrates 1980
(7) Wimmer-Puchinger, B.: Schwangerschaftskonflikt. Ludwig-Boltzmann-Institut für Frauengesundheitsforschung, 2001
(8) Report of the APA Task Force on Mental Health and Abortion, 2008 p.6
(9) Munk-Olsen T. et al. „Induced First-Trimester Abortion and Risk of Mental Disorder“, N.Engl.J.Med 2011;364:332-9
(10) Academy of Medical Royal Colleges / National Collaborating Centre for Mental Health, „Induced Abortion and Mental Health – a systematic review“, London 2011
(11) Induced abortion: incidence and trends worldwide from 1995 to 2008, Guttmacher Institute 2012, www.guttmacher.org/pubs/journals/Sedgh-Lancet-2012-01.pdf
(12) ICD10 F43.1: Klassifikation Posttraumatische Belastungsstörung
(13) Knopf M., Mayer E., Meyer E.: Traurig und befreit zugleich – psychische Folgen des Schwangerschaftsabbruchs, rororo, 1995
Literatur: Barnett W. et al. „Eine regionale Prospektivstudie psychischer Folgeerscheinungen der Notlagenabruptio“, Fortschr. Neurol. Psychiat. 54:106-118, 1986
Safar P, Fiala Ch. „Schwangerschaftsabbruch mit Mifepriston (Mifegyne) und Misoprostol in Österreich – erste Erfahrungen“ FRAUENARZT 41:325-330, 2000
Weitere Quellen:
American Psychological Association, Mental Health and Abortion, 2008
PLOS One, Decision Rightness and Emotional Responses to Abortion in the United States: A Longitudinal Study, Rocca et al., July 2015
JAMA Psychiatry, Psychological Responses of Women After First-Trimester Abortion, Major et al., 2000
American Psychologist, Abortion and Mental Health: Evaluating the Evidence, Major et al., 2009
Guttmacher Institute, Abortion and Mental Health, 2011
Ein Arzt/eine Ärztin kann später einen Abbruch nachweisen
Falsch.
Ein komplikationsloser Schwangerschaftsabbruch hinterlässt keinerlei Spuren. Folglich ist er später von niemandem mehr festzustellen, auch nicht von einem Arzt/einer Ärztin.
Quellen:
Women on Waves, Misoprostol, abortion pill, cytotec
Dr. Aarti Abraham (Health Care Magic), Can mifepristone and misoprostol be detected by blood test? (2013)
Frauen haben nach einem Abbruch ein höheres Risiko später eine Eileiterschwangerschaft, eine Fehlgeburt oder Frühgeburt zu haben
Falsch.
Die genannten Komplikationen können sowohl bei Frauen auftreten, die schon einmal einen Schwangerschaftsabbruch hatten, als auch bei Frauen, die noch nie einen Abbruch hatten.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass ein vorangegangener Schwangerschaftsabbruch irgendeinen Einfluss auf die Fähigkeit einer Frau hat, künftig schwanger zu werden, oder eine Schwangerschaft bis zur Geburt auszutragen.
Unfruchtbarkeit oder eine Schwangerschaft bis zum Geburtstermin auszutragen hängen von vielen Faktoren ab (z.B. sexuell übertragbare Infektionen, Genetik, Umweltfaktoren) und ein komplikationsloser Schwangerschaftsabbruch ist kein Risikofaktor für spätere Unfruchtbarkeit oder Fehlgeburten.
Quelle: www.optionsforsexualhealth.org
Nach einem Schwangerschaftsabbruch trennen sich viele Paare
Falsch:
Eliane Perrin und Francesco Bianchi-Demicheli vom Universitätsspital Genf untersuchten die Paarbeziehung und das Sexualleben von 103 Frauen vor und 6 Monate nach einem Schwangerschaftsabbruch. Sie stellten fest, dass die Qualität der Paarbeziehung vor und nach dem Abbruch gleich blieb. War die Beziehung vorher gut, blieb sie es auch nachher. Hatte das Paar vorher Schwierigkeiten, wurden diese durch den Abbruch nicht gelöst. Die Stabilität einer Paarbeziehung spielt beim Entscheid für einen Abbruch eine Rolle. 11 Frauen (11%) fühlten sich nach 6 Monaten noch psychisch belastet. Das entspricht dem Vorkommen psychischer Belastungen in der Gesamtbevölkerung und ist somit nichts Aussergewöhnliches. Diese Frauen hatten häufig gleichzeitig einen anderen emotionalen Schock erlebt (z.B. Scheidung, Arbeitslosigkeit), sodass ihre Probleme nicht eindeutig dem Abbruch zugewiesen werden konnten.
Quellen: www.svss-uspda.ch
Guttmacher Institute, Reasons U.S. Women Have Abortions, 2005